Regionale, günstige Hausmannskost
Schlitz. (hps). Johann Lafer, Alfons Schuhbeck, Steffen Hensler, - seit gut zehn Jahren kocht der gute Deutsche in der heimischen Küche auf Sterneniveau. Eine Kochshow jagt im Fernsehen die andere. Zusätzlich versäumt keiner der "Kochidole", uns jährlich ein neues Kochbuch anzudienen. Wir kennen uns aus mit Seeteufel, Rinderfilet oder Wachtelbrüstchen und dabei wissen viele nicht einmal wie ein Spitzkohl aussieht oder wann man einen Grünkohl erntet.
Fernab dieser "High Society - Kochkunst" haben die Landfrauen aus Frischborn ihr Kochbuch neu aufgelegt. Als um 1985 ihr erstes Kochbuch erschien, hatten sie bestimmt nicht mit einem solchen dauerhaften Erfolg gerechnet. Vor wenigen Tagen ist nun die zehnte Auflage des Klassikers aufgelegt worden. Viele alte Rezepte, damals noch teilweise in Sütterlinschrift, sind umgeschrieben worden. Dem Ringbuchformat ist man dagegen treu geblieben. 500 Seiten umfasst das Kochbuch und durch die Aufmachung als Ringbuch kann man es mit eigenen Rezepten im DIN A 5 Format ergänzen.
Die Frischbörner Frauen haben aber nicht nur an Rezepte gedacht, sie beschreiben auch das Landleben und wie es in einem Bauernhaushalt durch das (Küchen-) Jahr ging. Da ähnelt Vieles dem im Schlitzerland. Das Backen des Neujahrswecks, den der Petter seinem Patenkind schenkt. Der Tag der Hausschlachtung, an dem auch andere durch "Schüsselschieben" ihren Teil abbekamen. Das Brotbacken im Dorfbackhaus, das Vorheizen des Ofens, das Ansetzen des Sauerteigs für die Brote, die "Resteverwertung" durch Backen von Bloatz und Dätschel.
Die Rezepte gliedern sich übersichtlich in zehn Kategorien: Hausmannskost; Aufläufe, Überbackenes und Eierspeisen; Suppen und Soßen; Vitamine aus dem Garten; Hauptgerichte; Süßspeisen und Getränke; die Kaffeetafel; wir erwarten Gäste; Brot und salziges Gebäck; Schlachten und Vorratshaltung.
Die Frischbörner Frauen betonen schon im Vorwort, dass sie niemanden nachahmen und sich nicht mit der "Haute Cuisine" vergleichen wollen. Sie bevorzugen die einfachen, schnellen Gerichte. Gekocht wird, was Garten und Vorratskammer hergeben, - und da ist nicht jeden Tag Fleisch dabei. Hier lernt man wieder, preislich günstige Gerichte zu kochen. Apfel-Reis-Auflauf, Blumenkohl- oder eine Buttermilchsuppe sind schmackhaft, nicht teuer und schnell gekocht.
Einige Rezepte erinnern wohl nur noch an die gute, alte Hausschlachtung, die heute nach EU - Recht kaum noch durchzuführen ist. Der gute Blutkuchen erfordert nämlich zur Herstellung einen Liter Schweineblut und wo bekommt man den heute noch?
Wenn Köche heute von regionaler, jahreszeitlicher und nachhaltiger Küche reden, können die Frischbörner Frauen nur lachen. Nichts anderes hat man in den letzten Jahrhunderten gemacht. Kein Supermarkt ist so nah wie das Gärtchen hinter dem Haus und kein Obst und Gemüse so schmackhaft wie das eigene. Wenn dann noch ein Stück Bauchspeck oder Fleisch in der Vorratskammer hing wurde das Essen ein Festmahl. Eigentlich unnötig, dass verschiedene 70-er und 80-er Jahre Gerichte aufgeführt werden, für die man Dosenobst oder Brühwürfel benötigt, dies hat das Flair von "Käseigel und Toast Hawaii" und ist nicht authentisch.
Dennoch, das Frischbörner Kochbuch hat seine Berechtigung. Schlichte, einfache und doch schmackhafte Gerichte zeigen, dass man auch gut, günstig und frisch kochen kann, - ohne großen Aufwand. Es ist aber auch ein Stück Sozialgeschichte unserer Region und erinnert uns daran, wie unsere Eltern und Großeltern gelebt und gegessen haben.
Das Frischbörner Kochbuch erhalten sie in Schlitz im "Spielratz" bei Steffi Arnold an der Ringmauer. Preis: 25,- Euro.